Mein Glücksgeheimnis?

…“Niemals wirklich zufrieden sein mit sich und der Welt.“
Sagt Gianrico Carofiglio, Schriftsteller, Staatsanwalt und Mafia-Jäger in Bari und Rom. Mehr dazu ab September in „Apulien. Typen, Träumer, Lebenskünstler“, Corso, Hamburg.

Foto: Giovanni Troilo

Apulien zaubert

… wie die silberfarbenen Olivenblätter, die sich im Maestrale-Sturm in alle Richtungen biegen und wie Rohdiamanten blitzen. Die Adria, die gestern noch ganz stürmisch auf Atlantik machte und heute wieder ganz friedlich an den Strand plätschert, die Schaumkronen kräuseln sich weit ab vom Ufer. Ein Ort wie Torre Canne, in den Wintermonaten wie ausgestorben und von Juli an ein Ferienparadies, das an unbeschwerte Familienurlaube in Rimini erinnert.Apulien zaubert Zufriedenheit. Giovanni Troilos „Apulien: Typen, Träumer, Lebenskünstler“, aktuell in der Masseria Torre Maizza, sind der beste Beweis. Noch bis Ende des Sommers.

 

Meine Mutter

…ist der einzige Mensch auf der Welt, der mich wirklich versteht.“
Sagt Antonio Comes, Monopoli. Mehr über den Alltag der Kleinfischer im italienischen Süden, ein lebenswertes Leben ohne Extravaganzen, und einen Beruf, der Männer wie ihn mal grundzufrieden macht und andere Male zur Verzweiflung treibt, weil das Existenzminimum längst unterschritten ist, in kürze in „Apulien. Typen, Träumer, Lebenskünstler“, Corso, Hamburg.

Foto: Giovanni Troilo

Fotograf Giovanni Troilo

… stellt aktuell in Maizza aus. Eine Collection seiner aufregendsten Apulien-Fotografien, entstanden im Rahmen der Buch-Bildrecherche für „Apulien. Typen, Träumer, Lebenskünstler.“ 20 Motive von Porto Badisco bis Torre Canne, in Cinema-Format, dazu, etwas kleiner, spektakuläre Portraits, brillante Hochganz-Drucke in Rahmen aus apulischem Altholz. Keine große Rede, kein Aufhebens, und dennoch knapp 150 begeisterte Besucher. Inzwischen liegt auch das fertig lektorierte Manuskript vor, liebevoll bearbeitete Texte mit markenten Titelzeilen, starke, stilvolle Bildsprache. Sehens- und lesenswert, nicht nur für Apulienfreunde.

Leonardo Angelini, Location Manager („Maria, ihm schmeckt’s nicht“), Speziale/Apulien. Aus: „Apulien. Typen, Träumer, Lebenskünstler“

Das Buch

…ist fast fertig, das Manuskript ist im Satz, morgen macht sich die Layouterin an die Arbeit und in ein paar Tagen geht „Apulien“ in Druck. Um Typen, Träumer, (Über-) Lebenskünstler an einem Rande Europas wird es gehen, interessante, faszinierende, skurrile und amüsante Menschen wird es gehen, die mir in Apulien im Laufe der vergangenen Monate über den Weg gelaufen sind. Wer Italien mag und den Süden umso mehr, sollte unbedingt mal reingucken, wenn es soweit ist. Es sind nämlich neben schönen Geschichten auch wunderschöne Bilder drin. Portraits von Giovanni Troilo, einem wahren Künstler, selbst Pugliese, heute Wahl-Römer, immer hin- und hergerissen zwischen Film, PR und Fotojobs (Io Donna, Wallpaper). Seine Heimat in all ihren Eigenheiten abzulichten und ein bildliches Portrait Apuliens und seiner Menschen zu erschaffen, war eine große Herausforderung für den Vater eines Sohnes, der sich nach einem knappen Jahr Arbeit nun erstmal mit Familie in die wohlverdienten Ferien zurückzieht. Nur als kleiner Vorgeschmack auf das, was Euch erwartet: Darf ich vorstellen? Maria Campanella, Großmutter (94) aus Savelletri, mit einer nicht alltäglichen Gabe…

Angekommen!

In Bari landen, auch bei heftigem Maestrale, links die Adria-Küste und rechts unspektakulär Wohngebiet so weit das Auge blickt, in bunten, scheinbar ungeordneten Siedlungs-Flecken über braun-graue Erde verteilt, sich wackelnd und zuckend und hin und her taumelnd der Erde nähern und die warme Luft da draußen schon lange vor dem Aufsetzen zu spüren meinen, macht ganz glücklich. Nicht nur wegen Flugangst und der Freude darüber, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.

Nie zu spät für Neujahresvorsätze

…wenn sie gut sind. Daria Bignardi hat in Vanity Fair eine hübsche Liste zusammengestellt, die gleich im Filofax-Nostalgiefach gelandet ist, gleich neben dem Jahreshoroskop der Vogue und Familienfotos mit Eselsohren vom vielen Rumzeigen. Wenn man das so liest, erscheint plötzlich alles ganz ganz einfach.

„Wenn du bei irgendetwas Zweifel hast, lass es bleiben, denn etwas, das funktioniert, fühlt sich auch so an. Von Anfang an.* Pflichtbewusstsein ist nützlich. Aber vergiss dich selbst nicht dabei. * Lerne Nein zu sagen. Nein kann man nur sagen, wenn man über die Möglichkeit nachgedacht hat und zu einem Schluss gekommen ist. Wenn Du Nein meinst, solltest Du es auch sagen, auf nette Weise. Und wenn Du Ja sagst zu einer Sache, bleibe dabei und hadere nicht weiter.* Wenn Du Dich in bestimmten Sachen nicht wohlfühlst, zieh sie nicht mehr an. Wenn Du gut angezogen sein willst, solltest Du nur Dinge anziehen, in denen Du Dich wirklich wohlfühlst. * Wenn Du Dein Leben lang von etwas geträumt hast, fang an, daran zu arbeiten. Auch, wenn Du noch nicht genau weißt wie und ob es gutgeht.* Gönn Dir wenigstens eine halbe Stunde am Tag für Dich selbst, tu etwas, das Dir wirklich Spaß macht. Und verbring soviel Zeit wie möglich mit deinen Kindern, denn die werden groß und dann habt Ihr nicht mehr soviel Gelegenheit dazu. * Schlag der Faulheit ein Schnippchen und gehe in die Ausstellung, die Du Dir immer ansehen wolltest, sie wird Dir gefallen. Und selbst wenn nicht, bist Du mal rausgekommen. * Es ist schön, die Welt um Dich herum ein bisschen besser zu kennen, die Kirchen, die Museen,  die Bauwerke, und zwar so gut, dass Du sie auch einem Freund oder Besucher erklären kannst.* Wenn Du Lust dazu hast, verreise alleine. Wenn nicht, tut’s nicht. * Sag lieber nichts als zu lügen. * Du sollst nicht betrügen, auch nicht Dich selbst. * Lese die erste Seite eines Buches, komplett, bis zur letzten Zeile, ehe Du es Dir kaufst. * Es gibt eine Menge Bücher, aber die Klassiker sind in der Regel die, die Dir haften bleiben. * Du fühlst Dich besser, wenn Du wenig Fleisch und viel Gemüse isst. * Pasta macht nicht dick, wenn Du sie nicht mit Butter oder dicken Saucen isst. * Rauchen? Besser nicht. * Gib Almosen – die tun auch Dir gut. * Grundsätzlich ist es schöner zu geben denn zu nehmen. * Rufe regelmäßig zuhause an. Bring Deinen Eltern und Großeltern mal ein hübsches Geschenk vorbei, begleite sie zum Arzt, ins Restaurant, ans Meer. * Versuche, wenigstens einen Freund zu haben, der bedeutend jünger ist und einen, der bedeutend älter ist als Du. * Geh auf Beerdigungen, drücke Dein Beileid aus, wenn jemand gestorben ist. Du wirst Dich besser fühlen und denen, die zurückbleiben, tust Du einen großen Gefallen damit. * Geh einmal auf den Friedhof Deiner Stadt. * Mache Bekanntschaft und schließe Freundschaft mit Deinen Nachbarn.

Fortsetzung folgt.

Alles neu in 2011

…mit 101 guten Vorsätzen, zum Teil schon wieder über den Haufen geworfen, macht aber nichts – man muss ja nicht allzu streng sein mit sich und der Welt. Was es Neues gibt im Süden? Über die jetzt schon legendäre Spa Silvester Party im Acaya Golf Resort muss man nicht allzu viele Worte verlieren, feucht fröhlich wäre untertrieben, Organisatorin Bruna Taurino übertraf sich selbst als Party Queen von Lecce. Natale Marasciulos funkelnagelneuer Bar-Blog, highly recommendable, dort wird man in kürze häufiger ausgefallene Mix-Tipps finden. Für Insider: Namen eingeben und bei Blogspot suchen, in Kürze für alle freigeschaltet. Im März wird der Barkeeper des Door 74 in Amsterdam dazu geladen, dürfte spannend werden, was sich dann hinterm Tressen der Coccaro Bar zusammenbraut! Auch Vito Giannuzzi, Chefkoch der Masseria Torre Maizza, hat zu bloggen begonnen, den Auftakt bildete das Glamour-Silvestermenü, definitiv lesens- und sehenswert und nicht nur was für Food-Kritiker. Steckt an, soviel Betriebsamkeit…

Miami

…zu Art Basel Zeiten ist irgendwie irre. Erst recht, wenn das Wetter auf stur schaltet und es morgens trotz strahlendem Sonnenschein höchstens 5 Grad sind, was das Spazieren am Strand einigermaßen abenteuerlich macht, ebenso wie das Frühstück auf der Terrasse des Pelican, unter hoch aufgedrehten Heizpilzen und eingehüllt in warme Wolldecken. Man läuft den skurrilsten Leuten an den irrwitzigsten Plätzen über den Weg, auf dem Weg zum Klo in der einzigen Buchhandlung auf der Lincoln Street etwa einer lieben Kollegin aus München, die ebenso erstaunt reagiert wie man selbst und irritiert davonstiebt;  ist immerhin 9 Stunden Flug entfernt von zuhause, wer rechnet schon mit sowas. Im Convention Center Isabella Rossellini gesehen, oder jedenfalls fast, und Susan Sarandon im Delano, so quasi – zum Greifen nah, die Stars. Aber dafür ist man ja nicht hergekommen! Die Kunst war ein Grund, Scope und Pulse und Wynwood satt, dazu vieleviele interessante Leute aus aller Welt, wie das sympathische Ehepaar aus Texas, das schon „zwei Häuser vollstehen und -hängen hat mit solchen Dingen“ und gern immer wieder die Geschichte von der Rheinkreuzfahrt erzählt, die ihnen das Deutschlandreisen ein- für allemal vergällt hat.  Oder der schwerreiche Kerzenhändler im napoletansichen Massanzug an der Bar des Standard, der sich nach ein paar Drinks mit Freunden zu einer Spritztour auf der funkelnagelneuen Rivayacht verabschiedet. Überhaupt das Standard, eine Insel des entspannt luxuriösen Wohlgefühls inmitten all der Verrücktheiten, wo man ewig verweilen möchte, mit Blick auf die Bucht und die Abendsonne und schöne Menschen in hübscher Badebekleidung. Am letzten Abend mit Davide aus L.A. im Nobu essen gewesen und dabei von Apulien erzählt, wo man noch besser isst und nicht halb so lange ansteht um einen Tisch – im Bella Bari etwa, am Abend vor der Abreise, das Lokal vollbesetzt wie immer, wenn nicht zufällig Ruhetag ist, nette Leute rundherum, professioneller Service und Fisch in allen Aggregatszuständen. Irgendwie bleibt’s künstlich, dieses Miami, auch wenn die einzelnen Locations wie das Raleighs oder das Delano oder das W je eine einzige, in sich perfekte Welt für sich sind. An einem Sonntagnachmittag im Nikki Beach Club zu seltsam überdrehter Housemusik und gelangweilten, unterhaltungssüchtigen Gästen wird klar was fehlt: Seele.

Vom Cinquecento

…hatte ich ja immer geträumt, bisher, das alte Modell, bescheiden und klein, mit winzigem Faltdach, nachträglich reingeschnitten… In Dunkelblau oder Cremegrau oder… egal. Heute morgen ist aus dem Cinquecento -Traum ein Alfa- Traum geworden. Nina, wie ich Dich beneide! Und Julia, nur damit du siehst, dass deiner hier auch ganz schön hinpasste, so in Ferien.

Perle des Südens

…sagt Bartolo über Fasano und das Land drumherum, eine Gegend, aufgeladen von jahrtausendealter Geschichte, ein Städtchen inmitten nahezu unberührter Natur, mit vereinzelten Trullos wie Fliegenpilzen drumherum, viel Wald im Hinterland und sogar echten wilden Tieren darin… Am Adventssonntagmorgen war alles ganz ruhig. Ein mildes Lüftchen wehte vom Meer her, rauchende und tratschende Signori kampierten in karierten Kappen gefühlt stundenlang auf der Piazza, und Don Carmelo machte nach dem Gottesdienst seine Runde, wie jeden Morgen. Perle des Südens. Irgendwie schon, ja.

Cremes & Shampoo

…in Hotels sind so eine Sache. Im Continental  Tanger gab’s gar nichts dergleichen, Klopapier war die Basisausrüstung, und ohne Sandro und seine großzügig mitgeführten Mitbringsel aus dem De Russie in Rom wären wir aufgeschmissen gewesen, hygienisch, wir drei. Ist meist ist recht armselig, was man so vorfindet in den Nasszellen der Hotels, schade eigentlich, ist dieser Raum doch geradezu ideal für Productplacement… Die Produkte im Münchner Louis fielen angenehm duftend aus dem Rahmen. Im Cortiina wird man traditionell gut umsorgt. Und im Portixol auf Mallorca stimmt ohnehin alles. Nur einmal, wenn ich nur noch wüsste, wo, gab’s Bulgari. Nicht im Bulgari, ja, da sowieso, nein ohne Hinweis, einfach als bezaubernde Beauty-Überraschung. Badeschaum, Creme, Seife, herrlich froschfrün, mit dezentem Apfelaroma. Würd ich glatt nochmal hinfahren, allein dafür, egal wo’s war. Der Duft hat den Aufenthalt perfekt gemacht. Sowas weiß man erst richtig zu schätzen, wenn… nein, lieber nicht.

Das Land des Lächelns

…habe ich in Hannover auf der Bühne gesehen, so lange her, dass es kaum mehr wahr ist, in handgehäkelter Stola von Oma Erna, zu engen Jeans und knielangem Pulli, Typ Teenager vom Land entdeckt die große Welt, ein dunkler Punkt in den noch dunkleren 80ern. Im Taxi zum Hotel läuft Volker Lechtenbrink, die Fahrerin dreht laut statt leise, schunkelt aufmunternd in den Rückspiegel. Freundlich zurücklächeln und im Nostalgie-Bild bleiben, ist ein bisschen viel Realität für 12 Stunden auf den Beinen, rein in den Flieger, raus aus dem Flieger, Tomatensaft bis zum Abwinken und in Niedersachsen Regen. Nach der Aufführung waren wir damals in einer Bar in der Stadt gelandet, bunte Plastikgiraffen gab’s da statt Löffelchen, so was hatte man im Allgäu nie gesehen, Onkel Herbert, Musiker und generöser Spender des Abends, war mein Held. Da vorne geht es ins Zentrum, erklärt die Fahrerin, lohnt aber nicht, schon gar nicht sonntags, ist wie ausgestorben. Hm. Einchecken in ein Hotel am Rande der Stadt. Willkommen in Hannover, heißt es zur Begrüßung auf dem Bildschirm. Im Restaurant schweigt sich ein Pärchen über Burgern und Pommes an, an der Bar läuft auf Großbildschirm Fußball und keiner ist da, der hinguckt. Land des Lächelns. Gleich mal suchen auf Youtube und der Stadt ne zweite Chance geben, ist immerhin Heimat, wenigstens so’n bisschen, und nur ganz klammheimlich an gestern mittag denken.

Viktualienmarkt

…im Herbst. Mittagessen beim Takeaway-Asiaten, wo sonst wohl Fernweh aufgekommen wäre, aber heute ist es ok, wie es ist. Lange Schatten auf spätsommerlich warmem Asphalt und statt Melancholie nur Freude über das Jetzt und Hier und das Wiedersehen mit alten Freunden. Egal, wie lange und wie weit du weg bist, eine Umarmung, und die Zeit dazwischen ist wie ausradiert. Irgendwas haben wir richtig gemacht. Bestimmt.